Mit slippendem Anker und Temp-Alarm vor den Shetlands

Nach einem - versehentlichen - Schließen des Seeventils der Motorkühlung musste der Impeller der Seewasserpumpe gewechselt werden. Erst nach Wochen stellt sich heraus, dass dabei ein Kleinigkeit vergessen wurde...

Für ganz Eilige: Das Info-Abo bei Yachtinside lohnt sich. Es spart Geld, Zeit und Nerven. Wären wir schon zuvor bei Michael Herrmann gewesen, hätten wir zudem vermutlich einige heikle Situationen weniger erleben müssen, einschließlich einer SAR-Aktion.

Für Mitteleilige: siehe Schlussfolgerungen ganz unten.

Für Nichteilige und auf Wunsch von Michael die ganze Story:
Der Tiefpunkt war, als bei 38kn Wind der Anker zu slippen begann, auf dem vorletzten Shetland-Fels, dann freier Atlantik bis zum Nordkap – während wir gerade wieder mal die Impellerpumpe offenstehen hatten. Es war ein Notankern gewesen. Wir hatten knapp vorm Hafen Lerwick kein Kühlwasser, hatten Temperatur-Alarm und mussten unter Segeln kehrtmachen. Zum Glück kein Legerwall, keine Enge.
Klar, als der Anker slippte, hätten wir wiederum vom Notankerplatz raussegeln können und auf See in aller Ruhe die Pumpe erneut bearbeiten können. Aber das hatten wir schon zu oft versucht. Die äußerst freundlichen Jungs von der Coastguard kamen dann auch schnell und schleppten uns nach Lerwick.
Zuvor hatten wir über Wochen (in 28 Motorstunden!) immer mal wieder einen Temperaturalarm gehabt. Klar, ein Gast hatte – während Maschinenfahrt – in bester Absicht das Motorventil geschlossen (statt den Klozulauf…). Doch den Impeller hatten wir natürlich gewechselt. Mehrfach. Die Maschine hatte im Frühjahr eine komplette Überholung erhalten; das dachten wir jedenfalls. Ventile, Wasserfilter, Wärmetauscher, Schwanenhals, Hydraulikkühler und vieles mehr waren von einer holländischen Edelwerft überholt worden.

Doch immer mal wieder: Temperatur-Alarm. Wasser sprotzte hinten raus. Der Seewasserfilter gurgelte. Die transparenten Schläuche zeigte waterflow. Hm. Tja.
Die holländische Werft meinte, der kaputte Impeller könne es nicht sein, außerdem sei die soeben erfolgte Prüfung des Wärmetauschers so irre aufwendig. Wir sollten eben drauf achten, ob hinten Wasser kommt und es unten am Seewasserfilter gurgelt, dann wäre es gut.
Nach dem Abschleppen nach Lerwick fanden wir ein Loch in der Zuleitung zur Impellerpumpe. Die Werft hatte zwar auftragsgemäß den Seewasserfilter an eine bessere Position, nämlich weiter nach achtern, versetzt. Aber den alten Schlauch haben sie nicht ersetzt – sondern nach achtern gestreckt. Daher knickte er etwas ein und bekam ein winziges Loch! Das also war das Problem! Dachten wir. Klaro, die Zuleitung saugt Luft, das Vakkuum kollabiert, beim nächsten oder übernächsten Motorstart bekommt der Impeller nur Luft zu fassen – das kann nicht gut gehen. Also eine neue Zuleitung, ohne Knick und ohne Loch.
Im Probelauf kam am Auspuff Wasser, es gurgelte. Nur tropfte es plötzlich aus der Antriebsseite der Impellerpumpe. Grrrr.

Da riefen wir Michael Herrmann an. Er hörte zu und stellte ein paar Fragen. Gab Tipps zur Wellendichtung. Später noch eine sms von ihm, wonach das Leck auch durch Überdruck in der Impellerpumpe verursacht sein könne, der Überdruck wiederum durch teilverstopfte Wärmetauscher. Wir sollten den Wärmetauscher prüfen.
Also Pumpe raus, ein Mechaniker fand undichte Wellendichtungen und ersetzte sie.
Der Motorspezialist erklärte nun unsere Maschine to be in perfect state. Wasser käme ja hinten raus, unten gurgelte es… Den Wärmetauscher zu prüfen sei obviously nicht nötig.
Aber was aus dem Auspuff an Kühlwasser herauskam, kam uns doch recht wenig vor, und so schlapp und lustlos. Es sprotzte nicht saftig genug. Und wir hatten eben den Tipp von Yachtinside im Ohr. Wir bestanden auf Prüfung des heat exchangers.
Michael Herrmann hatte den richtigen Riecher: Vorm Wärmetauscher befanden sich ohne Ende Teile vom geschredderten Impeller. 28 Motorstunden war das gutgegangen, aber eben nur zumeist.

Gelernt:
1. Wenn der Auspuff Wasser auswirft, ist das sehr gut – aber nicht unbedingt ausreichend! Auch wenn Werften und Motorspezialisten das sagen. 2. Wenn mehr als auch nur ein Eckchen von einem Impeller fehlt, sollte man den Wärmetauscher prüfen. 3. Das geht übrigens ganz einfach, zumindest bei einem Nanni 5.250. 4. Bei extrem blöden Fragen gibt Michael einem nicht das Gefühl, eine nicht ganz kluge Frage gestellt zu haben. 5. Michael Herrmann ist gut erreichbar.
6. Ein Abo bei Yachtinside lohnt sich. Ohne Yachtinside hätten wir vermutlich nichtsahnend eine weitere Hafenansteuerung im letzten Moment abbrechen müssen, oder gar zu spät.

Danke, Michael!

Rolf von SY Boaty McBoatface

Nachtrag 14:45: jetzt haben wir drei Fische im Seewasserfilter gefangen. Echt. Unglaublich.

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